Ist Gemüse das neue Fleisch?
In allen Medien wird immer wieder berichtet, dass unser hoher Fleischkonsum die Weltbevölkerung bald nicht mehr ernähren kann. Waren es Anfang 1900 gerade einmal 15 KG Fleisch, die pro Kopf und Jahr verzehrt wurden, sind es heute 60 KG. Nicht nur aus gesundheitlichen Aspekten , sondern auch aus ökologischen Aspekten muss über Alternativen nachgedacht werden. Vegetarische oder vegane Ernährung liegt derzeit voll im Trend. Allein im Jahr 2015 sind 120 neue, rein vegane Kochbücher erschienen. Es gibt inzwischen sogar einen Welt Vegan Tag (am 1.11.) und Zeitschriften über Ernährung gibt es ohnehin zu Hauf.
Man schätzt, dass es inzwischen 7,8 Millionen Vegetarier auf der Welt gibt; dass sind ca. 10 % der Weltbevölkerung. Bei den Veganern sind es mit 900.000 ca. 1,1 %.
Das Wort „Vegan" hat sich aus dem Englischen „total vegetarian" gebildet. Warum wird jemand vegan? Es können gesundheitliche, ökologische und politische Gründe sein oder auch ethische und religiöse Gründe, die jemanden dazu bringen, kein Fleisch mehr zu verzehren. Fleisch ist oft negativ belastet durch mangelndes Tierwohl, Gammelfleischskandale usw.
Dazu kommt, dass Ältere damit groß geworden sind, Tiere zu schlachten und zu verwerten. Kriegszeiten haben ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen. Junge Menschen sind oft nicht mehr damit vertraut, hat sich doch Landwirtschaft in den letzten Jahren sehr verändert. Viehhaltung passiert nur noch selten im Kleinen. Hatte früher jedes Dorf einen oder mehrere Viehbauern, findet man heute nur noch selten Tiere in kleinerer Stall- oder Freilandhaltung.
Prof. Marin Trenk von der Uni Frankfurt drückt es in etwa so aus: „Das ist weniger das Tier als die tiefgreifende Entfremdung von demselben."
Veganer findet man häufig unter jungen, gut gebildeten Stadtmenschen unter 30 Jahren oder Müttern mit kleinen Kindern.
Vegan kann man eher als eine Lebensweise nennen, geht es doch über Ernährungsaspekte weit hinaus. Veganer essen grundsätzlich n i c h t s vom Tier, also auch keine Eier, Honig o.ä.
Darüber hinaus ist auch die Kleidung ohne tierische Produkte (keine Lederschuhe, Schafwolle o.ä.). Bei einer veganen Ernährungsweise müssen tiefgreifende Kenntnisse über die Lebensmittel vorhanden sein, da es sonst schnell zu Mangelerscheinungen kommen kann. Vor allem Vitamin B 12 und Eisen fehlt oft in der veganen Ernährung. Der Eiweißbedarf muss aus Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen und Soja gedeckt werden.
Ernährungswissenschaftler raten von einer rein veganen Ernährungsweise für Schwangere und kleine Kinder ab.
Auch die Gesellschaft für Ernährung propagiert eine gesunde Mischkost. Als Vegetarier kommt man dieser Ernährungsweise schon näher, denn diese verzehren neben veganer Kost auch Eier (Ovo-Vegetarier) oder Eier und Milchprodukte (Ovo-lacto-Vegetarier). Einige nehmen auch Fisch in die Ernährung auf.
Als derzeitigen Trend kann man die Flexitarier („Teilzeit"-Vegetarier) bezeichnen. Diese Menschen verzichten häufig, aber nicht vollständig auf Fleisch und Fleischprodukte. Sicher ein guter Weg, um von dem o.g. hohen Fleischkonsum wegzukommen.
Frau Borth hat mit ihrem Vortrag schon während des Abends einen regen Meinungsaustausch angeregt und sicher den einen oder anderen zum Nachdenken gebracht.
Die Meinung über einige vegane Ersatzprodukte, die zum Schluß probiert werden konnten, war doch eher verhalten. Es schmeckt halt sehr gewöhnungsbedürftig und ob diese Produkte immer gesünder sind, sei dahingestellt. Werden sie doch mit hohen Energieaufwand und sehr vielen Zusatzstoffen hergestellt.