Achtsamkeit und Umgang mit Schmerzen aus psychologischer Sicht
Frau Dr. Heine vermittelte des LandFrauen, warum Achtsamkeit beim Umgang mit Schmerzen hilfreich ist.
Die Definition für Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis. Wir unterscheiden zwischen akutem und chronischem Schmerz.
Den akuten Schmerz kennt wohl jeder aus dem Alltag. Man stößt irgendwo an, man schneidet sich mit dem Messer oder man stürzt einmal.
Chronischer Schmerz ist langanhaltend und entwickelt sich über eine lange Zeit. Hier sind es oft degenerative Prozesse oder organische Ursachen, die schmerzauslösend sind.
Schmerz ist außerdem immer ein subjektives Empfinden der Intensität. Jeder empfindet den Schmerz anders. Ist es für den einen noch gerade akzeptabel, wenn ein Gelenk schmerzt und Einschränkungen mit sich bringt, verzweifeln andere vielleicht schon daran. Auch hat der Schmerz eine emotionale Komponente.
Schmerz ist immer ein Warnsignal des Körpers und das naheliegendste Verhalten ist natürlich die Einnahme von Schmerzmitteln und Ruhe oder eine Schonhaltung des schmerzenden Körpergliedes. Chronischer Schmerz macht oft unzufrieden oder aggressiv, da hiermit oft erhebliche Einschränkungen in der Lebensqualität einhergehen. Dazu kommt die Hilflosigkeit des Arztes, wenn auch das letzte Schmerzmittel nicht mehr richtig anschlägt. Es werden immer neue Untersuchungsmethoden versucht, die letztlich auch zu nichts führen. Und schon ist er da, der Teufelskreis, der vielleicht noch andere, schlimmere Dinge nach sich zieht, wie eine Medikamentenabhängigkeit oder sogar Alkoholsucht, Muskelabbau und sozialer Rückzug oder gar eine handfeste Depression.
Der Schmerz wird zum Lebensmittelpunkt.
Diesen Kreis gilt es zu durchbrechen und hierzu ist die Achtsamkeit ein hilfreiches Mittel.
Achtsamkeit ist eine Form, die auf den gegenwärtigen Moment ausgerichtet ist. Frau Dr. Heine hat mit den LandFrauen einige Achtsamkeitsübungen durchgeführt; unter anderem sollte ein rohes Ei hingestellt werden. Die Ungläubigkeit schlug schnell in Verwunderung um, denn das ist tatsächlich möglich. Man muss sich nur völlig auf das Ei konzentrieren und es steht ohne „Festhalten" auf dem Tisch. Es zeigt sich, dass durch diese Achtsamkeit auf eine Sache der Schmerz völlig in den Hintergrund tritt. Das ist auch das Ziel der Achtsamkeitsübungen. Der Schmerz wird nicht verschwinden, indem man sich auf eine Sache konzentriert, aber er verliert an Wichtigkeit, er ist nicht mehr Mittelpunkt. Schmerz gehört zum Leben dazu; er darf das Leben aber nicht beherrschen. Wenn Schmerz dauernd im Mittelpunkt steht, wird Leid daraus.
Nun muss man nicht jeden Tag ein Ei aufstellen, das ist ja nur ein Beispiel von vielen, aber man kann viele Dinge im Alltag achtsamer angehen. Einfach mal schmecken, wie das Essen gewürzt ist, wie der Kaffee schmeckt oder wie ein Blatt am Baum eigentlich aussieht. Achtsamkeit kann man überall und jederzeit üben und es kostet nicht mal etwas. Und man kann die kostbaren Momente genießen, in denen der Schmerz nicht über das Leben bestimmt.