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LandFauen verstehen sich als Bildungsträger

07.03.21 Der Kreisverband Wolfenbüttel-Salzgitter hat mehr als 800 Mitglieder, für die die Gemeinschaft wichtig ist.

Meike Schreiber hat ein Kochbuch dabei, als sie zum Termin kommt. Der Kreisverband der Landfrauen Wolfenbüttel-Salzgitter hat es herausgegeben. Die Vorsitzende präsentiert es als ein besonders gelungenes Beispiel für die Arbeit der Gemeinschaft, der in den beiden Kreisen sechs Ortsvereine und mehr als 800 Mitglieder angehören. Das Kochbuch ist schön, aber das Engagement der Landfrauen umfasst viel mehr als Herd und Küche – das wird schnell deutlich, wenn Meike Schreiber und Vorstandsmitglied Andrea Kempe von den Aktivitäten berichten.

Sie erzählen von Schweißer- und Kettensägen-Lehrgängen, die die Landfrauen organisierten. Bei einem Workshop für Fünft- und Sechstklässler ging es darum, mit Lebensmittel-Resten zu kochen. Die Jugendlichen sollten regionale und saisonale Produkte besser würdigen, erläutert Andrea Kempe. Im Kreisverband gibt es aber auch einen Kunstkreis, der in den vergangenen Jahren unter anderem Ausflüge zur Documenta nach Kassel unternahm. Ländliche Strukturen pflegen und helfen, wenn schnelle Hilfe gebraucht wird – das haben sich die Landfrauen aus dem Kreisverband Wolfenbüttel-Salzgitter zur Aufgabe gemacht.

Deutlich wurde das beeindruckend, als zu Beginn der Corona-Krise Schutzmasken gebraucht wurden. Landfrauen aus Vereinen in Salzgitter-Lesse und Hornburg halfen praxisnah und nähten Hunderte Stoffmasken. Traditionell verstehen sich die Landfrauen als Bildungsträger, erklärt Andrea Kempe. Weiterbildung und ländliche Erwachsenenbildung stehen im Selbstverständnis ganz oben. Die Gemeinschaft und das Miteinander spielen dabei eine große Rolle. Um so schwieriger sei es durch die Corona-Beschränkungen geworden. „Bei Veranstaltungen sind wir normalerweise zwischen 20 und 120 Frauen“, erzählt Kempe. Man habe schnell reagiert und statt einer großen nun drei kleine angeboten. Ein Treffen mit Vortrag habe man im Reitlingstal angeboten – im Freien, statt in einem Saal. Als der zweite Lockdown kam, stellten sich die Landfrauen auf digitale Formate ein. Auch das war mit einem Fortbildungsangebot verbunden. Die meisten mussten den Umgang mit den Software-Programmen erst lernen. „Eigentlich sind wir analog und treffen uns bei einer Tasse Kaffee“, sagt Andrea Kempe. Nun habe man im Eins-und eins-Gespräch oder durch einfaches Ausprobieren dazugelernt, bis es digital gut klappte.

Weil sich Zwischenmenschliches aber digital nur schlecht transportieren lässt, gab es auch analoge Angebote. Andrea Kempe berichtet von einer Telefonkette, durch die sie mit Mitgliedern im Gespräch geblieben sei und von Postkarten, die sie ganz traditionell mit Briefmarken verschickt habe. Im Juni steht der 60. Geburtstag des Kreisverbands an, eine große Feier wird es nicht geben – wegen Corona. Die Landfrauen hoffen aber, im September ein großes Projekt verwirklichen zu können. Dann wollen sie in Klein Denkte vier Wochen Coworking anbieten. Deutlich werden soll dabei, wie attraktiv der ländliche Raum als Ort zum Arbeiten ist.