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Wohin mit meiner Wut im Bauch

16.10.17 Ich hätte gern ein Krokodil, das meinen Ärger frisst. Wer von uns hätte das nicht gern, wenn einen Wut und Ärger selbst mal wieder aufzufressen drohen. Zu ihrem Vortragsabend am 12.10.2017 hatten die Hornburger LandFrauen als Referentin FrauSabine von Krosigk zu Gast, die den LandFrauen sehr lebendig und mit viel eigener Erfahrung vermittelte, was es mit der Wut im Bauch auf sich hat.

Von klein auf haben wir gelernt, Wut und Ärger zu verstecken, statt mit diesen Gefühlen umzugehen.
Wie ordnen wir Wut und Ärger ein? Für Siegmund Freud waren Wut und Ärger Triebkräfte. Ohne diese Triebkräfte würden wir nichts bewegen. Freud lebte im Zeitalter der Industrialisierung; die ersten Dampfmaschinen arbeiteten. Diese Maschinen waren für ihn das Vergleichsbild für den Menschen. Und so glaubte er, dass Mensch eben ab und zu „Dampf ablassen" musste.
Für ihn war es richtig, vor Wut und Ärger zu explodieren und die freigewordenen Kräfte zu nutzen.

Heute leben wir im digitalen Zeitalter und Computer sind das Vergleichsbild für den Menschen. Wie auf einer Festplatte sind auch in unserem Gehirn Wertmuster abgespeichert. Aber – diese Programme kann man umschreiben und erneuern. Man kann sich verändern. Wut und Ärger sind erlerntes Verhalten und in der heutigen digitalen Welt fließt sehr viel Gewalt in die Köpfe der Menschen. Denke man nur einmal an die vielen Computerspiele, die Gewalt obendrein wie ein Spiel aussehen lassen.
Frau von Krosigk erzählte die Geschichte vom kleinen gestreiften Krokodil, dass bei jemandem zu Hause lebte und am liebsten auf dem Sofa lag und Schlager hörte. Dieses Krokodil hatte aber die Gabe, Ärger einfach auffressen zu können. Leider ärgerten sich die Menschen in seinem Umfeld sehr viel, so dass es kaum noch dazu kam, Schlager zu hören, sondern ständig Ärger fressen musste.

Schlechte Gefühle wie Wut und Ärger gehören zu uns, gehören zu unserer menschlichen Ausstrahlung. Ohne diese Gefühle würde sich nichts verändern, es gäbe keinen Antrieb.
Doch wie nutzen wir diese Gefühle? Ein Grundgedanke ist, dass Wut und Ärger entstehen aus sich selbst. Diesen Gefühlen geht etwas voraus. Darunter liegen tiefe Gefühle wie Schmerz, Frustration, Ängste, Sorgen und Kränkungen. Ein Beispiel: Der Sohn/die Tochter sollen abends um zehn Uhr zu Hause sein. Es wird später, man macht sich noch keine Gedanken; es wird noch später und langsam entwickelt sich eine Wut über das Zuspätkommen. Dieser Wut liegt aber eigentlich nur die Sorge um das Kind zu Grunde. Also ist das tieferliegende Gefühl Sorge oder Angst, dass etwas passiert sein könnte. Und was unter der Wut liegt, darf sein, es gehört zu uns.

Wenn wir ständig Ärger in uns hineinfressen, wird über kurz oder lang unsere Gesundheit angegriffen.
Wenn wir „explodieren", geht unser Körper in Kampfbereitschaft. Oft sind es nur winzige Anlässe, wie z.B. Unordnung, die uns explodieren lassen. Betrachten wir jedoch mal die Seite, über die wir uns ärgern, stellen wir oft fest, dass ja niemand absichtlich Unordnung schafft, nur um uns zu ärgern.
Man muss auch die Sicht des Anderen betrachten und schauen, was unter dieser Wut liegt.

Lass die Sonne nicht untergehen über deinem Zorn. Mit diesem Satz beendete Frau von Krosigk ihren interessanten und aufgelockerten Vortrag.